Lügen der Wissenschaftler

Wissenschaft

Epidemie mit 600 Toten

Amos Tversy und Daniel Kahneman zeigten in ihrem Artikel "The Framing of Decisions and the Psychology of Choice" dass Menschen wegen ihres subjektiven Interpretationsrahmen einerseits gleiche Probleme in unterschiedlichen Formulierungen verschieden Beurteilen und andererseite riskanter sind, wenn es um Verluste geht als um Gewinne.

Unter Studenten der Stanford University und der University of British Columbia machten sie zwei kleine Umfragen. Sie formulierten das gleiche Problem in zwei sprachlich unterschiedlichen Varianten:

Problemstellung 1:
(152 Teilnehmer)
Problemstellung 2:
(155 Teilnehmer)
Stellen Sie sich vor, dass sich die USA auf den Ausbruch einer ungewöhnlichen asiatischen Krankheit vorbereitet, von der man erwartet, dass sie 600 Leute töten wird. Zur Bekämpfung der Krankheit wurden zwei alternative Vorgehensweisen vorgeschlagen. Gehen Sie davon aus, dass die exakten wissenschaftlichen Auswirkungen der Programme wie folgt sind:

Falls Programm A angenommen wird, werden 200 Menschen gerettet.

Falls Programm B angenommen wird, gibt es eine 1/3 Wahrscheinlichkeit, dass 600 Menschen gerettet werden und eine 2/3 Wahrscheinlichkeit, dass keine Leute gerettet werden.
Stellen Sie sich vor, dass sich die USA auf den Ausbruch einer ungewöhnlichen asiatischen Krankheit vorbereitet, von der man erwartet, dass sie 600 Leute töten wird. Zur Bekämpfung der Krankheit wurden zwei alternative Vorgehensweisen vorgeschlagen. Gehen Sie davon aus, dass die exakten wissenschaftlichen Auswirkungen der Programme wie folgt sind:

Falls Programm C angenommen wird, werden 400 Leute sterben.

Falls Programm D angenommen wird, gibt es eine 1/3 Wahrscheinlichkeit, dass niemnad sterben wird und eine 2/3 Wahrscheinlichkeit, dass 600 Leute sterben werden.

Die beiden Problemstellungen wurde an unerschiedliche Probanden verteilt. Wie man leicht sehen kann, sind die Programme A und C in ihren zu erwartenden Auswirkungen völlig gleich. In Programm A und in Programm B überleben 200 Menschen und 400 Menschen werden sterben. Auch die Programme B und D sind, was die Zahl der zu erwartenden Überlebenden und die Zahl der Opfer betrifft, komplett gleich.

Überraschend sind allerdings die Ergebnisse:

Bei der Problemstellung 1 entscheiden sich 72 % der Befragten für das Programm A und nur 28 % für das Programm B. Die Probanden scheuen also das Risiko. Bei der Problemstellung 2 sieht es nahezu umgekehrt aus: Nur 22 % entscheiden sich für das Programm C und 78 % entscheiden sich für das Programm D. In dieser Problemstellung sind die Befragten also hochgradig risikobereit.

Wie ist das zu erklären? Der Unterschied in beiden Problemstellungen liegt darin, dass man im ersten Fall den zu erwartenden Ausgang durch Angabe der geretteten Leben angibt und im zweiten Fall die zu erwartenden Opfer. Tversky und Kahneman kommen in ihrem Artikel zu dem Schluss, dass Menschen weitaus risikobereiter sind, wenn es um zu erwartende Verluste als um Gewinne geht.

Diese Untersuchung zeigt eindringlich, dass wir als Menschen in vielen Situatation nicht in der Lage sind, statistische Sachverhalte konsistent und koherent zu beurteilen. Gleichzeitig bietet diese Statistik"fehlsichtigkeit" Menschen die Möglichkeit, andere Menschen nach ihren Wünschen zu beeinflussen.




"Es gibt drei Arten von Lügen: Lügen, verdammte Lügen und Statistiken." (Benjamin Disraeli)

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