Lügen in der Gesellschaft

Gesellschaft

Intelligenz, Rassismus und Statistik

oder sind Frauen dümmer als Männer?

Brain Aspekte der Intelligenz:
  • Abstraktionfähigkeit, d.h. die Fähigkeit mit Abstraktionen umzugehen oder selbst zu abstrahieren.
  • Problemlösungsfähigkeit,  Probleme lösen heißt Lösungen nachvollziehen zu können und neue Wege zu finden. Daraus bestimmt sich die Fähigkeit  neue Situationen zu bewältigen
  • Lernfähigkeit

Stanislaw Lem, der wie kaum ein anderer über Intelligenz und künstliche Intelligenz nachgedacht hatte, beschrieb in seinem letzten Interview mit der Zeitschrift Galore das Wesen der Intelligenz aus seiner Sicht: "Wissen Sie, Intelligenz ist ein Rasiermesser: Man kann sie sinnvoll nutzen, sich damit aber ebenso gut auch die Gurgel durchschneiden. Im Grunde ihres Wesens ist sie ungesund." (Die Welt, 30 März 2006)

Seine Intelligenz kann man aber auch dazu verwenden Statistiken anzufertigen, die ihrem Wesen nach rassistischen Charakter haben oder rassistische Vorurteile verstärken. Ein berühmtes Beispiel der jüngeren Geschichte war der im Jahre 1994 erschieneene und heftig diskutierte Bestseller "The Bell Curve" von Richard J. Herrnstein und Charles Murray. Die Zeitschrift New Republic schrieb in ihrer Ausgaben vom 31. Oktober 1994 über diese fragwürdige Publikation: "Wir glauben, dass der Gedanke, es könnte masssive ethnische Unterschiede bezüglich Intelligenz geben, nicht von vornherein ein  rassistischer Glaube ist. "(The notion that there might be resilient ethnic differences in intelligence is not, we believe, an inherently racist belief.")

Aber einer anderen Rasse eine niedrigere Intelligenz zuzusprechen, ist ein nicht unerheblicher Teil der Definition von Rassismus, weshalb auch dieses Buch von einigen Kritikern als wissenschaflticher Rassismus bezeichnet wurde.  Die Autoren ziehen unter anderem  folgende fragwürdige Schlüsse:

  • Intelligenz ist eindeutig definierbar und korrekt messbar und dies über  sprachliche und sonstige Grenzen hinweg.
  • Intelligenz wird zu einem hohen Faktor vererbt, d.h. bis zu 80 %
  • Es gibt grundlegende Unterschiede zwischen den Rassen, die sich nicht durch äußere Faktoren erklären lassen, wie z.B. Ernährung, Erziehung, Schulsystem etc.

Wenn man über Intelligenzquotienten diskutiert, muss man sich zunächst einmal die Definition des IQ vor Augen führen. Eigentliche sollte man von "den Definitionen" sprechen, denn übertrieben gesagt, gibt es soviele Definitionen, wie es IQ-Experten gibt. Der mittlere Intelligenzwert ist dabei mittlerweile wohl allen gemeinsam: 100 entspricht in jedem Land bzw, Kulturkries einem mittleren Intelligenzwert über die Bevölkerung. Eine Gaußsche Glockenkurve wird bei der Verteilung der Intelligenz-Werte unterstellt.  Die Spanne für "normale" Intelligenzwerte eines "korrekten" Intelligenztestes sollte sich zwischen den IQ-Werten 85 und 115 bewegen.

Ein IQ-Test muss, um wissenschaftlichen Standards zu genügen immer an einer sehr großen Zahl von Testpersonen getestet werden, um gegebenenfalls eine Adaption der Aufgaben und Bewertungen vornehmen zu können. Da Frauen häufig mehr Probleme im räumlichen Vorstellungsvermögen als Männer haben, während Männer meistens in ihrer sprachlichen Fähigkeit hinter Frauen herhinken, muss ein Intelligenztest - also das Verhältnis der "räumlichen" zu den sprachlichen Aufgaben- so gestaltet werden, dass Frauen und Männer im Schnitt einen IQ von 100 erzielen.  Es ist sehr schwierig bzw. unmöglich IQ-Tests zu entwickeln, die frei von aktuellem, kulturellem oder regionalem Kontextwissen sind. Daraus folgt, dass man zum einen nicht ermitteln kann, ob sich die IQ-Werte eines Volkes im Laufe der Zeit verändern oder ob ein bestimmtes Volk intelligenter ist als ein anderes oder gar alle anderen.

Richard Lynn, Emeritus der Universität Ulster, verbrennt sich immer wieder mit Aussagen die Finger, die rassistische Vorurteile erzeugen bzw. verstärken. Im Jahre 2005 überraschte er die Welt mit einer Behauptung, die für eine große Zahl von Männern an Stammtischen schon lange als gesichertes Wissen galt: Männer ab 14 Jahren sind intelligenter als ebenso alte Frauen
Er beruft sich dabei auf die Ergebnisse einer großangelegten Studie an der insgesamt 100.000 Menschen in Großbritannien teilgenommen hatten. Seinem Co-Autor Paul Irwing war das Ergebis der Arbeit peinlich, denn er sagte, dass ihm ein anderes Ergebnis lieber gewesen wäre. Ihm sei aber die wissenschaftliche Wahrheit wichtiger gewesen.
Aber kann man, wenn man sich die obigen Probleme bei der Erstellung von IQ-Tests anschaut,  überhaupt davon ausgehen, dass man wissenschaftlich korrekte Aussagen bzgl. einer solchen Frage überhaupt stellen kann? Wenn man einen Test z.B. so gestaltet, dass der Anteil der Aufgaben, die ein starkes räumliches Vorstellungsvermögen verlangen,  gegenüber sprachlichen Aufgaben überwiegt, kann man auf sehr einfache Art und Weise eine scheinbar höhere Intelligenz von Männern beweisen. Das ganze funktioniert natürlich ebenso umgekehrt, etwas mehr sprachliche Aufgaben und die Männer werden "dümmer". Lynns Forschungsergebnisse belegen also nur, dass sein Test nicht wissenschaftlich korrekt war.

Lynn scheute sich auch nicht in der Vergangenheit mit Aussagen aufzuwarten, in denen Weißen eine höhere Intelligenz als Schwarzen zugesprochen wurde. Wenn man regionales Kontextwissen und das soziales Umfeld außer acht lässt, erhält man sehr leicht solche rassistischen Ergebnisse. Aus falschen Ergebnisse bietet es sich dann geradezu an,  - ex falso quodlibet - den wissenschaftlich unsinnigen Schluss zu ziehen: Alles liegt in den Genen. So wie auch der Hang zum Verbrechen nach Lynn in den Genen liegt.

Lynn verfertigte auch eine im März 2006 veröffentlichte Studie, die eine "Hitparade" der euroäischen Völker bzgl. ihrer mittleren Intelligenzquotienten liefert. Dabei werden unsinniger Weise verschiedene IQ-Tests miteinander verglichen, die man nicht verleichen darf.
Neo-Nazis in Deutschland, werden diese Studie leider gerne zur Kenntnis nehmen, denn immerhin stehen die Deutschen als intelligenteste Nation auf Platz 1 mit einem durchschnittlichen IQ von 107, dicht gefogt von den Niederländern (107) und Polen mit 106.  Weiter geht es dann mit Schweden (104), Italiener (102), Österreicher und Schweizer (jeweils 101). Seine Landsleute, die Briten,  erzielen einen IQ von 100. Die Franzosen müssen sich wegen IQ (94) mit Platz 19 zufrieden geben. Schlusslichter bilden Türken (90) und Serben (89).

Für Lynn ist die Erklärung seiner wahrscheinlich unsinnigen Ergebnisse einfach: Die durchschnittliche Hirngröße sei im Norden  mit 1320 qcm größer als im Süden mit 1312 qcm. Also 8qcm Hirn, was einem prozentualen Unterschied von nur 0,6 Prozent entspricht, erklären den riesigen Unterschied zwischen Serben (89) und Deutschen (107).
Also liebe Deutsche, bildet euch nichts auf diese Studie ein: Intelligent ist, wer den inherenten Unsinn darin erkennt!


Warnung:

Wenn Sie intelligent sein wollen, dann seien Sie besonders vorsichtig und klug, wenn Sie einen dieser Intelligenztests ausfüllen, die im Internet angeboten werden. Sie sind nicht in der Regel nicht kostenlos, wie versprochen! Bei den meisten wird auf Ihrem Computer ein Einwahl-Dialer installiert und der Test kostet Sie mindestens 29,90 Euro und ist "keinen Pfifferling wert"!



"Es gibt drei Arten von Lügen: Lügen, verdammte Lügen und Statistiken." (Benjamin Disraeli)

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