Zweisprachige Erziehung

Pro und Kontra

Zweisprachigkeit und Stottern

Immer wieder kommt es vor, dass Kinderärzte oder Logopäden bilingual erziehenden Eltern raten, ihre Kinder nicht mehr mit der zweiten Sprache zu konfrontieren, wenn sich sprachliche Auffälligkeiten zeigen, - wie z. B. unklare Aussprache, Stottern oder Rückstände in der sprachlichen Entwicklung. Wenn die Eltern darauf eingehen, besteht das Ergebnis darin, dass sich das Kind - unter der Voraussetzung, dass keine anderen logopädischen Maßnahmen durchgeführt werden - zu einem einsprachigen statt zweisprachigen Stotterer entwickelt. Anders ausgedrückt: Bisher konnte kein Zusammenhang zwischen Zweisprachigkeit und Stottern hergestellt werden.

In den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde von Travis, Johnson und Shover eine Studie an 4827 Kindern durchgeführt. In ihrem Ergebnis kamen sie zu dem Schluss, dass in der einsprachigen Gruppe nur 1,8 % und in der zweisprachigen Gruppe 2,8 % Stotterer waren. Dieser geringfügige Unterschied, der im übrigen auf andere Merkmale der Vergleichsgruppen zurückgeführt werden kann, lässt keine Rückschlüsse auf eine Gefährdung der sprachlichen Entwicklung durch Zweisprachigkeit zu.

Im Jahre 1967 erwähnte Professor Wendell in seiner Untersuchung über Sprachpathologie und Psychologie noch nicht einmal die Zweisprachigkeit als möglichen Störfaktor.

Auch vergleichende Untersuchungen verschiedener Länder, die unterschiedliche Anteile an zweisprachiger Bevölkerungen aufweisen, konnten keinen Zusammenhang herstellen. (Harding/Riley, 1986)


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